Franken, Spirituelle Wanderungen
15 Jahre GangART
Die Heilspraxis feiert “15 Jahre GangART“. Es geschieht, wie könnte es anders sein, mit einer neuen Spirituellen Tagestour. Die Wanderung unter dem Motto “Die Kraft des stillen Augenblicks” führt am 14. September 2024 durch eine Dünenlandschaft mit Krüppelkiefern – und das mehrere hundert Kilometer vom Meer entfernt. Mit Überraschungen konnte man auch bei den bisherigen 62 Wanderungen rechnen. Pfarrerin Regina Westphal und Schriftsteller Georg Magirius begleiteten 1230 Teilnehmer durch Taunus, Frankfurt, Schwarzwald – vor allem aber durch Franken.
Lockerung
Zehntausende lesen die Wanderberichte. Auch viele Pilger-, Foto- und Wanderbücher entstehen durch die Touren, vor allem aber Spaß. Das Gehen in der Natur lockert auf. Begleitet wird es von Worten, die Gutes sagen. Was nicht viel anderes bedeutet als: Segen.
Barfuß
Im Mai 2009 ziehen erstmals 15 Wanderinnen und Kurzpilger unter dem Motto “Die Quelle des Lebens” im Spessart los – und dann gleich barfuß durch den Buchenbach. Niemand rutscht aus, bleibt im Bachbett liegen.
Auf Engelsspuren
Stattdessen wirken die Fußgänger so erfrischt, dass sie die verwitterten Stufen der Treppe durch den Klostergarten zur Kirche leichtfüßig bewältigen. Als die GangARTianer bei einer folgenden Tour auf dem Rotweinweg kämpfenden Engeln begegnen, sind mehr als 60 dabei. Gruppen müssen jetzt erst einmal geteilt, Touren zwei Mal angeboten werden, damit alle dank ausreichend Überblick das Ziel erreichen.
Frischer Wind
Unterdessen sind Radio, Zeitungen und Fernsehen auf den frischen Wind auf alten Wegen aufmerksam geworden. Ob FAZ, Leipziger Zeitung, BR-Rucksackradio, Main-Post, FNP, Offenbach-Post, ERF, hr-Fernsehen, Domradio Köln oder kürzlich erst der Podcast Conny & Kurt, Main-Echo, EFO– und auch das EFOI-Magazin: Einig ist man sich, dass das Pilgern im Kleinformat paradoxer Weise Weite beschert. Da ist genug Muße, sich kulinarischen Genüssen zu widmen. Oder einer Aussicht.
Jugendlich
Bei den Touren braucht niemand vom Leben mitgegebene Beschwernisse verstecken. Nur werden sie nicht durch Referate, komplexe Arbeitsaufträge oder martyriumartige Gruppendiskussionen vermehrt. Stattdessen verlieren sie schrittweise und wie von selbst Gewicht. Manche gehen bewusst einmal mit, andere mehrfach. Aber noch keine Tour hatte die gleiche Besetzung. Fast immer ist jemand zum ersten Mal dabei. So wird “die Wanderschule” (Main Echo), die sich dem Aufbruch widmet, stets von Neuem aufgebrochen.
Nicht zu streng
Gleichbleibend ist: Meditative Momente werden angestrebt, ohne sie erzwingen zu wollen. Einen längeren Abschnitt geht man bewusst schweigend, was den Atemzügen Gleichmaß und eine staunenswerte Tiefe gibt. Genauso ist da eine Achtsamkeit dafür, nicht immerfort streng achtsam sein zu müssen, sondern sich lieber mal von einem Lächeln, Lachen oder Witz mitnehmen zu lassen.
Regen-Ekstase
Vielleicht deshalb scheut man nicht das Risiko. So konfrontieren sich die Wanderer mit Absturzgefahren in den Haßbergen, mit Erdrutschen auf dem Grotten-Weg, mit Wildschweinen, Sumpf-Landdschaften und Schneewehen. Ein Regentag auf dem Elisabethpfad in der Maibacher Schweiz, der an die Üppigkeit einer Sinfonie erinnert, wirkt wie der Ausweg aus dem Sonnenkult.
Tasse auf der Terrasse
Eines erschütternden Wandertages erfährt man, dass eine Sitte offenbar keine Geltung mehr besitzt, die im Deutschsein doch genetisch verankert schien. Durchbrochen nämlich ist das Café-Gebot, draußen nur Kännchen bestellen zu dürfen. Auch wenn es kaum jemand für möglich hält: Die Welt ist wegen der Tassen auf den Terrassen nicht untergegangen.
Euphorie
Im Steigerwald steuert man einen Seelensee an, steht im Hochspessart oben auf einer Skisprungschanze, forscht gleich neben dem Rhein-Main-Flughafen nach Stille, knackt in Kelkheim das Höhlenrätsel, entführt bei Miltenberg einen Hund und erfährt bei Königstein ein Wasserwunder. Am Bullauer Berg stößt man auf im Wald verstreute Riesensäulen, erklimmt den Mount Everest des Rhein-Main-Gebiets, begeht ein Stilleduett mit PKWs auf der Rosa-Luxemburg-Straße bei Kemberg in der Dübener Heide und feiert eine Supereuphorie im Odenwälder Ohrnbachtal.
Romantik
In Marktbreit im Kitzinger Land bietet sich ein so romantischer Frankenblick, dass sogar eine Pilgerin, die über mehrere Touren kein einziges Mal mit Handy gesehen wurde, auf einmal eins aus dem Rucksack holt, um ein Foto zu machen.
Der Himmel ist nie ausgeschlossen
In der Rhön labt man sich an Wassern der Unendlichkeit, in Monbrunn am Appeltat und legt sich auf dem Kinzigtäler Jakobusweg im Schwarzwald Heidelbeermousse auf die Zunge, während Jugendliche im Tal der Ahnungslosen Pommes essen. Und dann geschieht noch etwas, das nun nicht gerade als spirituell spektakulär und vorzeigbar gerühmt werden kann. Trotzdem scheint es ein Bild dafür zu sein, weshalb GangART immer neu Sauerstoff erfährt. Auf dem Gotthard bei Amorbach tritt man in eine Kapelle, die weder Fensterglas noch Türen besitzt, also eher einen ruinösen denn luxuriösen Charakter besitzt. Dadurch allerdings muss niemand anklopfen oder pompöse Türen bewegen. Der Blick geht durch die fensterfreien Öffnungen ungetrübt nach draußen. In dieser Kirche ist der Himmel niemals ausgeschlossen.
15 Jahre GangART: Fotos
Die Fotos “15 Jahre GangART” stammen von Petra Mathein, Matthias Keilholz und Georg Magirius. Informationen zur Jubiläumstour. Im Domradio Köln ist Georg Magirius zum Jubiläum am 13. 9. um 11.10 Uhr zu hören, interviewt von Dagmar Peters.