Religion und Poesie
Die Aktualität der alten Weihnachtsworte

Advent und Weihnacht gelten als Zeit für Geschichten. Aber wie kann man heute so erzählen, dass es zum Staunen bringt? Und wie gelingt es, die Aktualität der alten Weihnachtsworte erfahrbar zu machen? Orientierungshilfe bietet gewiss eine der berühmtesten Erzählungen der Weltgeschichte. Sie beginnt mit dem Worten „Es begab sich aber zu der Zeit …“. Die Weihnachtserzählung nach Lukas könne verzaubern, wenn kein Wort verändert werde, schreibt die Theologin und Schriftstellerin Amet Bick in der Evangelische Wochenzeitung für Berlin und Brandenburg vom 3. Dezember 2014.

Die Aktualität der alten Weihnachtsworte: Berechtigte Kinderfragen
Bleibe man der biblischen Weinachtsgeschichte allerdings aus reiner Gewohnheit treu, erlahme das Erzählen. Denn dann fehlt laut Bick der Sprung ins heutige Leben. Da rege es an, sich mit Georg Magirius den alten Worten anzunähern. Seine Fragen, „die manchmal an berechtigte Kinderfragen erinnern, lassen einen wieder staunen, über das, was Lukas erzählt.“ Sein Buch „Dies soll euch ein Zeichen“ weise ins Träumen. Außerdem öffne es die ursprünglichen Weihnachtsworte für heutige Geschichten und Erfahrungen. „Die muss man nicht immer mitdenken, aber manchmal werden dadurch die alten Worte wieder frisch.“
Erschütternd große Worte
Um weihnachtlich zu erzählen, brauche es „nicht Kerzenschein und Behaglichkeit“ als Zutaten, sagt die Redakteurein Ramona Eibach. Denn idyllische Zustände könne man ohnehin nicht herstellen, wenn vor Weihnachten alles drunter und drüber gehe. Es entlaste, wenn man sich klar mache: „Die Weihnachtsgeschichte ist nicht saisongebunden. Denn das Leben erzählt Weihnachten immer wieder neu.“ Eibachs einstündiges Gespräch mit Magirius auf ERF-Plus vom 3. Dezember 2014 stellt den Weihnachtsengel als vorbildlichen Erzähler vor. Ihm gelinge es, mit großen Worten zu erschüttern, ohne dabei die Welt der Angesprochenen aus dem Blick zu verlieren.
Die Überforderung ist der Gewinn

Die Erzählästhetik des Engels auf ein Wort gebracht? Antwort von Magirius: Die Windel. Sie ist, rufe der Engel, das Zeichen. An ihm könnten die Hirten die zur Welt gekommene Freude erkennen: „Gemeint ist damit nicht allein der Hinweis auf ein süßes Baby”, sagt Magirius. “In dem Zeichen steckt stattdessen auch die Überforderung drin. Diese niemals endende Hausarbeit! All das anstrengend Alltägliche, das ist der Gewinn! Das rührt die Hirten an, weckt Vertrauen, weil es auf ihrer Erfahrungsebene liegt. Sie spüren: Das ist ja unser Kind!“ Ein wahrhaft weihnachtliches Erzählen fokussiert sich laut Magirius daher nicht auf das Ideal der Kleinfamilie.
Auf ungewohnte Weise modern
Dieser Blick auf Weihnachten könne gerade jene trösten und begeistern, die kein Kind haben. Die sich ein Kind vergeblich wünschen. Oder ihr Kind lange nicht gesehen haben. Packend erzählen: Das gelinge, indem man sich dem Star unter den Weihnachtserzählungen sorgfältig, detailliert und liebevoll annähere. Das meint Marissa Conrady, preisgekrönte Autorin, Literaturwissenschaftlerin und Bloggerin („Reading is sexy“). Magirius‘ Annäherung an Weihnachten sei ein „herzerwärmender, kleiner literarischer Schatz“. Denn er spreche das Alte mit dem Gegenwärtigen ineinander: „Und das macht die Weihnachtsgeschichte noch schöner, noch verständlicher und greifbar. Und es macht sie auf eine ganz ungewohnte Art modern.
Eine neue Tradition
Gerade in unserer Zeit ist das für die Weihnachtsgeschichte ein großes Glück. Immer mehr nämlich droht sie in Vergessenheit zu geraten, immer weniger wird sie an Weihnachten noch (vor-)gelesen. Mit Magirius’ Buch aber könnte eine neue Tradition eingeläutet werden: Lesen und Fragen – was hat das mit uns heute zu tun? Denn nur wer fragt und redet, der gerät nicht in Vergessenheit.“

Das Buch “Dies soll euch ein Zeichen sein”
Georg Magirius hat das Buch “Dies soll euch ein Zeichen sein – Einstimmung auf Weihnachten” im Herder Verlag veröffentlicht. Das Buch hat 144 Seiten und viele Abbildungen von Ulrike Vetter. Es kostet 14 Euro 99. Dr. Esther Schulz hat es lektoriert. Und die ISBN-Nummer lautet 978-3-451-31261-8. Weitere Informationen, Pressestimmen und Hinweise auf Konzertlesungen zum Beispiel im Bayerischen Rundfunk sind hier. Die Fotos zeigen Eindrücke der Konzertlesung mit der Harfenistin Bettina Linck vom 5. Dezember 2014 in der Evanglischen Kirche Ueberau. Die Fotos stammen von Tim Besserer vom Zentrum für Yoga und Therapie.
Die Aktualität der alten Weihnachtsworte: Weitere Fotos der Weihnachtslesung von Bettina Linck und Georg Magirius



