Franken

Hoffnungszeichen im Nichts

Breitenbach am Nibelungensteig

Wer den Eindruck hat, alles geht den Bach runter, sollte einmal Breitenbach im Fränkischen Odenwald besuchen. Auf dem Nibelungensteig von Hesselbach kommend begegnet einem im Spätherbst kein einziger Nibelunge. Stattdessen Fliegenpilze. Und man erlebt tatsächlich, wie das Bachwasser das Tal runtergeht. Das ist der Breitenbach. Mit einem Mal eine Kirche – und sonst nichts. Na ja, zwei, drei Häuser gibt es noch dazu. Vor 200 Jahren allerdings befand sich hier ein eindrucksvolles Bauerndorf mit 120 Einwohnern. Missernten, Kinderlosigkeit, Armut und Krankheiten hatten dem Dorf das Leben schwer gemacht. Schließlich verkauften die Bauern Höfe und Felder an den Fürsten von Leiningen.

Hoffnungszeichen im Nichts - Bauernkirche im Breitenbach im Odenwald

Kirchlein trotzt Königshäusern

Heute hätte der Fürst aus dem Bauerndorf vielleicht einen Freilichtpark gemacht. Doch sein Motto war: Wälder statt Felder! Er forstete die Flächen auf und baute seinen Wildpark aus. Ja, für das Fürstenhaus floss das Wasser damals bergauf. Bei Treibjagden waren schon einmal Königshäuser aus ganz Europa im Wildpark vertreten. Die Kirche allerdings wurde nicht verkauft. Und verwandelte sich auch in keinen Baum. 100 Jahre vor dem Dorftod von Breitenbach war sie errichtet und im Innern glanzvoll eingerichtet worden. Denn die Stuckateure, die die berühmte neue Klosterkirche in Amorbach fein machten, hatten es nicht weit nach Breitenbach. So hinterlegten sie Zeichen ihrer Könnerschaft in der Bauernkirche.

Schutz für Bauern und Nomaden

Aber auch dieses standhafte Kirchlein war gegen den Fluss der Zeit nicht gefeit. Was wiederum den Schimmel freute, der in ihr einzog, ohne vorher einen Mietvertrag zu unterschreiben. Seit der Jahrtausendwende, der Wildpark war gerade für immer geschlossen worden, steht sie aber dank eines Förderkreises wieder stattlich da. Und lässt den Breitenbach ungerührt an sich vorüber und abwärts fließen. Geweiht ist die Kirche übrigens Nikolaus, aber auch Wendelin. Wendelin gilt als Patron der Bauern, die ihren Boden am liebsten nie im Stich lassen. Genauso aber ist er Schutzpatron der Hirten. Und damit all jener, die nicht für immer bleiben.

Hoffnungszeichen im Nichts - Maria mit Kind in Breitenbach

Das “Hoffnungszeichen im Nichts” ist ein spiritueller Wandertipp der Reihe GangART. Er ist angeregt von der Arbeit am Buch “Stilles Franken – 24 Adventsorte”, das Georg Magirius unter dem Lektorat von Thomas Häußner im Echter Verlag veröffentlicht hat. Mehr zu dem Buch hier.

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