Liebesgeschichten, Neues Leben

Die Auferstehung der Buchstaben

Wenn Geschichten klingen und mit Musik verbunden werden, kann es zur Auferstehung der Buchstaben kommen. Das hat Redakteurin und Ideengeberin Ute Heuser-Ludwig zum 30-jährigen Bestehen der Sendereihe Lesezeichen im Sinnsender ERF im November 2025 gesagt. In der Jubiläumswoche werden im Archiv schlummernde Sendungen zu Leben erweckt, darunter zwei Liebesgeschichten von Georg Magirius aus dem von Annegret Grimm lektorierten Buch “…. denn die Liebe ist von Gott” mit Harfenmusik von Bettina Linck. Es präsentiert sie der Theologe und Redakteur Kai-Uwe Woytschak. Tonmeister ist Robert Foede. Die Sendung jetzt hier hören.

Geheimnisvolles Phänomen

Die Formulierung “Die Auferstehung der Buchstaben” stammt aus einer Erzählung von Albrecht Gralle, mit der die Sendereihe am 1. November 1995 startete. Die Idee zur Reihe hatte Heuser-Ludwig, kurz nachdem sie ihr Volontoriat beendet hatte, erzählt sie im Gespräch mit Andreas Odrich. Am Start mit dabei: Angelika Fries, bald darauf kamen Hanno Herzler und Simone Nickel dazu. Dass 30 Jahre folgten, hätte die Redakteurin nie geblaubt. Jedoch: „Daran habe ich immer geglaubt: Dass Worte nicht nur Worte sind, sondern: Letztlich ist Gott das Wort.“ Er nehme sich die Freiheit, sich auf unterschiedliche Weise hören zu lassen. Vielleicht komme er gerade auch dort zu Wort, wo gar nicht „Gott“ draufstehe. Eindrucksvolle Beispiele für dieses geheimnisvolle Phänomen gebe niemand anderes als Jesus. „Er selbst hat Alltagsepisoden genommen, um von Gott zu erzählen. Und er hat nicht immer sofort eine Moral hinterhergeschickt. Er hat die Geschichten wirken lassen.“

Aufgehoben im Klang

So wichtig Predigten, Andachten und Vorträge seien, öffneten Bücher doch einen ganz eigenen Weg dorthin, wo Menschen sich begleitet fühlen und Mut gewinnen. “Sie öffnen eine Tür zu einem Raum, in dem ich hineingehen kann. Und dann schaue ich mich erst einmal ein bisschen um”, sagt Heuser-Ludwig. Wenn Stimmen Geschichten lebendig werden lassen, diese mit Musik in Dialog treten oder gar verschmelzen, ermöglichten sie im Alltagsgetriebe einen Ruheort. Dort könne man sich vergewissern und aufgehoben fühlen, hat die Ideengeberin als Kind erfahren. Viel habe hat sie gelesen, aber noch mehr Hörspiele und Schallplatten gehört.

Ein Platz für mich

Ich habe drei Geschwister, also eine recht große Familie. Und für mich war dieses Hören ein Rückzugsort. Die ganzen Stimmen blendete ich aus. Ich war dann in dieser Geschichte. Ich war in der Musik. Ich hatte einen eigenen Ort. Das fand ich ganz wichtig und toll für mich, aus dem Gewusel auszusteigen. Und es ist mir immer noch ein Anliegen, das ich mit dieser Sendung verbinde: dass Menschen aus dem Gewusel ihres Lebens für eine halbe Stunde heraustreten können. An einen anderen Ort, wo eigentlich niemand anderes etwas von ihnen will, wo sie etwas Gutes hören, wo sie selbst entscheiden können, was ihnen davon wichtig ist. Und wo sie sich setzen und zur Ruhe kommen können.

Ute Hesuer-Ludwig, Redakteurin der Reihe Lesezeichen hier hören

Liebe und … Humor!

In der Jubiläumswoche präsentieren Redakteure und Redakteureinnen ihre jeweilige Lieblingssendung aus 30 Jahren Lesezeichen. Simone Nickel stellt „Wenn Liebe hält, was sie verspricht“ von Robertson McQuilkin vor. Sabine Bohn „Alma Mater“ von Birthe zur Nieden. Ute Heuser-Ludwig “Leben – was sonst” von Andrea Schwarz. Und Kai-Uwe Woytschak präsentiert als – wie er augenzwinkernd bekennt – “alter Romantiker“ zwei Liebesgeschichten aus dem Buch „… denn die Liebe ist von Gott“ von Georg Magirius. Der Autor bringe zusammen, was gar nicht wenige für einen Gegensatz halten: Liebe und … Witz!

Ein Buch, das mir auf Anhieb gut gefallen hat. Mit viel Humor, aber auch hintergründigem Ernst werden biblische Geschichten respektvoll nacherzählt. Trotzdem nimmt sich der Autor jede Menge schriftstellerische Freiheit.

Kai-Uwe Woytschak, ERF-Lesezeichen hier hören

Bettina Linck begleitet musikalisch

Besonders an diesem Lesezeichen: Weil die Geschichten bei Lesungen, wie Redakteur Woytschak in einem Telefongespräch erfuhr, manchmal von der Konzertharfenistin Bettina Linck begleitet werden, lud er Autor und Musikerin ins Funkhaus des ERF ein. Die beiden Erzählungen jetzt hier kostenfrei hören.

Selbst Erzähler werden

Im Funkhaus des ERF in Wetzlar münden die Jubiläumsfeierlichkeiten “30 Jahre Lesezeichen” in ein Fest am 22. November 2025, einen Tag nach dem bundesweiten Vorlesetag. Dann lesen Bärbel Löffel-Schröder, Jürgen Werth, Getraud Schöpflin, Katrin Faludi und Titus Müller. Allerdings dürfte es nicht nur deshalb zu einer Auferstehung der Buchstaben kommen. Denn die Besucher erfahren, dass in ihnen selbst gute Vorleser und Erzählerinnen schlummern. So gibt es Tipps zum Vorlesen und zum Schreiben von Lebensgeschichten oder Romanen.

Cover des Buches "... denn die Liebe ist von Gott" von Georg Magirius

Das Buch “… denn die Liebe ist von Gott”

Georg Magirius hat das Buch “… denn die Liebe ist von Gott” in der Evangelischen Verlagsanstalt veröffentlicht. Die überarbeitete Neuausgabe mit Bildern von Marc Chagall ist im Echter Verlag erschienen. Die Fotos des Blogbeitrags stammen von Rüdiger Döls, Marc Strohfeldt und Annika Schulz.