Liebesgeschichten

Die glücklichen Bewohner der Sackgasse

Kuchenangebot beim 15. Geburtstag des Literaturcafés Höchst im Odenwald, wo die glücklichen Bewohner der Sackgasse feierten

Die glücklichen Bewohner der Sackgasse? Damit ist eine schmackhafte, literarische und musikalische Schwelgerei gemeint. Ein Tagesanbruch, der das Versprechen des Unbegrenzten in sich trug. Mit Minimalismus jedenfalls gab man sich beim Jubiläum des Literaturcafés am 13. Juni 2013 im Franz Polak Haus in Höchst im Odenwald nicht zufrieden. 15 Engagierte verantworten das Angebot, das von der Erwachsenenbildung der katholischen Kirchengemeinde Höchst und dem Katholischen Bildungswerk Bergstraße/Odenwald ausgeht.

Jeder hat eine Aufgabe oder auch mehr

„Jeder von uns hat eine eigene Aufgabe“, sagt Rachel Mundiyanapurath. Sie hat das Café mit einer kleinen Gruppe vor 15 Jahren ins Leben gerufen. Manchmal ist es sogar mehr als eine Aufgabe. Das ließ sich beobachten, als sie – von Gerda Treu aufgefordert – noch rasch eine Rose von nebenan holte. „Hier ist alles live“, erklärte Treu. Ehe sie die Rose aus der Hand der Gründermutter entgegennahm, um sie dieser sodann gleich wieder mit den Worten gratulierend zurückzugeben: „Du bist der Motor des Literaturcafés.“

Auf literarisch hohem Niveau

Das allerdings war nicht das einzige Präsent des Tages.  „Auf literarisch wie musikalisch hohem Niveau feierte das Literatur-Café am Donnerstag sein 15-jähriges Bestehen. Über 100 Gäste drängten sich im katholischen Pfarrheim. Zum Geburtstag machte das Team sich und den Gästen ein besonderes Geschenk: Georg Magirius, Autor, Theologe und Journalist las aus seinem jüngsten Werk ‚Traumhaft schlägt das Herz der Liebe‘, begleitet an der Konzertharfe von Bettina Linck.“, schreibt das Main Echo vom 18. Juni 2013.

Geog Magirius im Literaturcafé in Höchst im Odenwald

Virtuos verzaubernd

Bettina Linck gab dem Geburtstagsfest einen Rahmen, der nicht der Ideologie des rechten Winkels folgte. Der Rahmen hatte stattdessen das immer neu zu Tage Tretende zum Thema. „La source“ (Die Quelle) von Alphonse Hasselmans eröffnete das Fest. Und als es gegen Mittag zu Ende ging, ließ sich erneut ein Beginnen vernehmen, indem die Musikerin laut Main Echo „mit virtuosem, nahezu verzauberndem Harfenspiel“ „La source“ interpretierte. Diesmal komponiert von Albert Zabel. Somit enthob die Musik dem Schluss den Charakter des Endgültigen und ließ die Feiernden noch einmal an der Quelle Platz nehmen.

Die glücklichen Bewohner der Sackgasse - Literaturcafe in Höchst im Odenwald

Sushi kommt auf keinen Frühstücksteller

Vor diesem Ende, das ein Anfang war, galt es aufzustehen. Aber nein, gerannt wurde nicht zum Buffet! Auch nicht um das Buffet herum. Denn die hemmungslos variantenreiche Tafel ließ keine Verlustängste aufkommen. Die Qualität der Tischbedeckung habe sich im Lauf der Jahre immerfort gesteigert. Es noch weiter zu superlativieren sei nicht das Ziel, bilanzierte Gerda Treu den kulinarischen Aspekt des Kulturfrühstücks. „Deswegen kann man auch einfach nur ein Brötchen mit Marmelade essen“, bestätigte Diakon Willi Hartmann. Die Kraft des Elementaren gerate nicht aus dem Blick. Sushi jedenfalls kam auf keinen Frühstücksteller. Auch wenn die Gäste nicht befremdet, sondern mit Applaus darauf reagierten, dass die Harfenistin Konzerte in Japan gibt.

Würde des Fragens

Betttina Linck - Foto von Gabriele Lermann

Bei der 124. Veranstaltung des Literaturcafés Höchst nahm man zwischen Frankfurter Kranz, Harfenmusik, Krabbensalat und Marmeladenbrötchen als Hauptgang Literarisches ein. „Magirius spannt in seinen Kurzgeschichten den Bogen von der Erzählung aus Liebe, die gewissen Humor nicht missen darf, zu einer tieferen, spirituellen Botschaft“, schreibt Gabriele Lermann im Darmstädter Echo vom 15. Juni 2013. Zu dieser Botschaft gehört es laut Magirius, das Fragzeichen nicht auszumerzen. Das sei ein Charakterzug von moderner Literatur und biblischem Erzählen gleichermaßen. Also widmete er die Erzählung über den Vielfrager Thomas aus seinem neuen Buch der Arbeit des Literaturcafés. Denn: „Fragen zu stellen, gerade wenn es keine Antworten gibt, ist ein Zeichen von Würde.“

Gott wohnt in Sackgassen

Das Fragen könne paradoxerweise sogar Trost vermitteln. Denn mit dem Recht aufs Fragen brauche man nicht krampfhaft die Momente des Nicht-weiter-Wissens zu unterdrücken, meinte Magirius. Erbauung im herkömmlichen Sinn könne man von moderner Literatur kaum erwarten, sagte wiederum Frank Meessen vom Katholischen Bildungswerk in seiner Betrachtung “15 Jahre Literaturcafé”. Womöglich aber eine andere Art von Glück? Nämlich eine Verbeugung vor dem Unbegrenzten. Dessen Kraft sei selbst dann nicht verloren, wenn das Leben an Grenzen stoße. Im Roman „Der Tod in Rom“ von Wolfang Koeppen werde überlegt, ob Gott überhaupt noch sei, wenn man selbst am Ende sei. Dort heißt es: „Wenn er ist, wohnt Gott auch in Sackgassen”.

Das Buch “Traumhaft schlägt das Herz der Liebe”

Cover des Buches "Traumhaft schlägt das Herz der Liebe" -

Aus dem Buch “Traumhaft schlägt das Herz der Liebe”, das die Grundlage des Festes bildete, hat Georg Magirius eine Erzählung mit Harfenmusik von Bettina Linck im Deutschlandfunk erzählt. Sie handelt von einer schwelgerischen Kinoliebhaberin und einem hemmungslos lustvollen Open-Air-Erzähler. Sie ist zu hören hier. Georg Magirius hat das Buch im Echter Verlag veröffentlicht. Es hat viele farbige Abbildungen von Marc Chagall. Heribert Handwerk hat es übrigens lektoriert. Es kostet 14 Euro 90. Und die ISBN-Nummer lautet 978-3429035853. Weitere Informationen und Pressestimmen hier.

Fotos: Gabriele Lermann (1), Sebatian Mundiyanapurath (1), Heilspraxis Magirius (2)