Biblisches, Religion und Poesie
Die Nacht als Hoffnungsgrund

Die Zeiten, in denen der Mensch untätig ist, sind die Grundlage des Hoffens. Das sagt der Theologe und Schriftsteller Georg Magirius im Hessischen Rundfunk in der Sendung “Die Tatkraft der Träumer – Über die Nacht als Hoffnungsgrund”. Zu hören ist die Sendung in der Reihe “Camino – Religionen auf dem Weg” am 10. Dezember 2023 von 11.30 bis 12.00 Uhr. Die Redaktion hat Dr. Lothar Bauerochse, das Produktionsmanagement liegt bei Maria Anna Bopp. Die halbstündige Sendung von Magirius ist außerdem über die ARD-Audiothek als Podcast abrufbar.
Ausweg aus Krisen
Bei aller Aufmerksamkeit fürs Träumen berücksichtigt die Sendung die Skepsis gegenüber der Welt der Bilder und der Fantasie. Träume sind Schäume, sagt der Volksmund. Und ein Kind, das verträumt genannt wird, darf das kaum als Kompliment verstehen. Eher ist das ein Hinweis, künftig stärker aufzutreten oder auch mal aufzustampfen. Nur kennen die Alphatiere und Tatmenschen, die kraftvoll durch die Welt marschieren, Wege aus Krisen? Eher scheinen sie an den Krisen nicht ganz unschuldig zu sein.
Überraschende Lösungen

In den Religionen genießt das Träumen hingegen eine oft hohe Anerkennung. Das zeigen die Wochen vor Weihnachten, in denen viele Traumgeschichten erzählt werden. Die Träumer finden überraschende Lösungswege. Dabei wird die Hoffnung gerade in der Nacht geboren, inmitten krisenhafter Situationen. So widerfährt Jakob ein Traum, der zu den berühmtesten der Menscheit gehört: Er ist auf der Flucht, sein Kopf liegt auf keinem Kissen, sondern an einem Stein. Und er sieht Engel, die zwischen Himmel und Erde hin- und herspazieren. Sind die Zeiten, in denen der Mensch untätig ist, am Ende gar die Grundlage des Hoffens? Darauf deuten auch neuere wissenschaftliche Erkenntnisse hin: Ihnen zufolge handelt es sich beim Träumen um eine Realität, die grundlegender und stärker als die Welt des Wachseins ist. Wer sich also um die Welt der Träume kümmert, findet Wege aus der Ohnmacht.
Steh auf!
Durchflochten ist das Stück von den Traumerfahrungen des Josef von Nazareth, wie sie Heinrich Schütz in seiner Weihnachtshistorie nach den Worten des Evangelisten Matthäus energisch wiederkehrend zu Gehör bringt: “Stehe auf, Josef, stehe auf!” Außerdem treten die über das Wachen hinausreichenden Gedanken der Sendung in Dialog mit Kompositionen für Harfe von Germaine Tailleferre, Giovanni Battista Pescetti und Felix Godefroid, interpretiert von Bettina Linck. Visionäre Worte des Propheten Jesaja tönen, denen Georg Friedrich Händel im “Messias” Melodie verliehen hat. Schließlich ist das über viele Jahre meist gespielte Lied der Welt zu hören, dessen Entstehung trotz seines Titels “Yesterday” zukunftsweisend ist. Denn die Melodie fand der Komponist im Schlaf. – Die Fotos stammen von Kranich17 und Bernd Hentschel.