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Macht Gott auch mal Ferien?

Macht Gott auch mal Ferien? Gott – am Ende etwa ein Urlauber? Darauf antwortet der Theologe und Schriftsteller Georg Magirius in Folge vier der Kolumne “Gefragt” der Evangelischen Zeitung für Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Und in Folge fünf heißt es: “Warum findet Hiob keinen Trost?” Die Redaktion hat Sven Kriszio.

Der Beitrag “Macht Gott auch mal Ferien?”

Jede Woche einmal legt Gott auf jeden Fall die Beine hoch. Als er die Erde geschaffen hatte, erzählt die Bibel, schuf er nämlich den Ruhetag, den er auch gleich selbst genoss. Und dann? Kein Urlaub. Am achten Tag arbeitete er bereits wieder, indem er in mehreren Berufen tätig wurde, etwa als Wolkenfahrer, Hoch-wasserbändiger oder als Gärtner, der Wein wachsen lässt. Davon erzählt Psalm 104 so bildkräftig, dass er den Vergleich mit exotisch schönen Urlaubsfotos nicht zu scheuen braucht. Auch vom Feierabend Gottes weiß das Lied zu erzählen: Denn er habe auch die großen Fische gemacht, um mit ihnen zu spielen. Aber mehrere Wochen Ferien? In den Psalmen wird Gott manchmal als jemand beschimpft, der schläft und gefälligst aufwachen soll. „Du Urlauber!“, wäre auch ein gutes Schimpfwort, das jene verwenden können, die den Spott der Menschen und die Distanz Gottes zu beklagen haben.

Gott nimmt sich Atempausen

Und doch: Ein nicht nur naher Gott – diese Vorstellung trägt auch ermunternde Züge. Beschert haben dem Himmelswesen diesen Status Adam und Eva, als sie gegen die Dauerbetreuung im Garten Eden rebellierten. Dort herrschte ein paradiesisches Urlaubsgefühl, das dann offenbar aber doch nicht ständig zu ertragen war. Die Frucht lockte zu sehr, die klug und dazu auch fähig macht, in die wilde Freiheit des alltäglichen Lebens einzutreten. So wurde Gott aus der Rolle des Rundumversorgers entlassen. Zwar sei er immer noch im Prinzip erreichbar, allerdings frei von dem Anspruch niemals abzuschalten. Statt Kontrollzwang lässt sich Gott durchaus ein großes Atemholen zuschreiben, das auch dem Forscherdrang der Menschen zugutekommt. So wird es gewiss nicht gottlos sein, wenn auch die Menschen den Anspruch ständiger Erreichbarkeit für Stunden, Tage oder einige Ferienwochen verlachen.