Biblisches
Schnitzeljagd zum Maximum

Wer einen guten Weg für sich persönlich findet, ist damit kein sich isolierendes Individuum, sondern fördert den Zusammenhalt. Darauf haben Karin Stumpf und Evelyn Etling von der Evangelischen Kirchengemeinde Maar im Vogelsberg im Interview für eine HR-Rundfunkreportage über kurze Pilgerwege in Hessen aufmerksam gemacht. Sie findet sich im Podcastprogramm von “Camino”, der am Frankfurter Dornbusch von Klaus Hofmeister und Dr. Lothar Bauerochse redaktionell betreuten Sendereihe. Karin Stumpf und Evelyn Etling haben Jugendliche dabei begleitet, einen Bibelweg anzulegen. Der Weg verknüpft zwölf Stationen, die Grundgedanken der Bibel und große Lebensthemen für die Gegenwart aufblättern. Allerdings gibt es keinen festen Ablauf. Den Weg zu gehen, ähnelt einer Schnitzeljagd.

Pilgern ohne Vorschrift
Wir haben auf einer Karte die einzelnen Stationen eingezeichnet. Weil der Weg kurz ist und die Leute an den unterschiedlichsten Stellen ankommen, um zu laufen oder einmal etwas zu entdecken, haben wir gesagt: Wir wollen niemandem vorschreiben, wie er den Weg zu gehen hat. Jeder kann überall einsteigen. Einer setzt sich her auf die Bank, kommt ins Überlegen. Ein anderer guckt an der Station Wasser den Fischchen zu oder sieht eine Bisamratte springen, genießt die Natur, die drumherum ist. Jeder hat andere Bedürfnisse und verweilt an einer Station anders.
Karin Stumpf aus Lauterbach-Maar – jetzt als im Camino-Podcast hören

Bisamratte
Das Faltblatt mit den Stationenplan ist vor der Kirche oder am Feuerwehrhaus greifbar. Es gleicht einer Karte für Entdeckerinnen, Forscher, Schatzsucherinnen. Der Reichtum wirkt freilich auf den ersten Blick unscheinbar. Er könnte als lächerlich abgetan werden. Aber das gerade ist das Geheimnis der Entdecker-Tour: dass die Decke abgenommen wird. Dann entfaltet sich ein Glanz, der oft übersehen wird. Er ist nah. Nebenan. Nur zeigt er sich nicht in Palästen oder Villen. Oder doch! Wenn man diese Orte eben ent-deckt. Da ist etwa der Kindergarten, den Sophie als Palast des Lebens erfährt:
“Wenn ich an (mein) Leben denke, kommen mir dazu viele Gedanken: lebendig, Lebensfreude, Leichtigkeit, Leidenschaft, Liebe, Freude, Optimismus. Ich freue mich, dass ich lebe und bin dankbar für mein Leben. Ich denke auch an Menschen, deren Leben anders als geplant oder erhofft, verläuft. Vielleicht hilft ihnen dieser Bibelvers aus dem Johannesevangelium, der mir gut gefällt: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“
Sophie, eine der Initatiorin des Bibelwegs Maar – die ARD-Reportage über den Weg hier hören
Treue

Die Gurdrun-Pausewang-Schule verbindet Amelie mit einem Wert, der alles andere als gewöhnlich ist, sondern grundlegend, vielleicht sogar das Maximum. „In der Schule erlebe ich Gemeinschaft, zum Beispiel in der Gruppe, die etwas zusammen erarbeitet oder auf dem Pausenhof spielt”, sagt sie. “Gemeinschaft spüre ich, wenn wir als Freunde zusammenhalten, Zeit verbringen und Spaß miteinander haben.“ Sie fühle sich auch als Teil der christlichen Gemeinschaft. In der Bibel entdeckt Amelie: Verbundenheit tut gut, erfreut und stärkt. Sie wird im 1. Korintherbrief so verstanden, dass man auch dann nicht abgeschrieben ist, wenn man sich alleine fühlt: „Treu ist Gott, durch den ihr berufen worden seid durch die Gemeinschaft Jesu Christi unseres Herrn.“
Zusammenhalt

Der Bibelweg ermöglicht vermutlich so viele Wege, wie es Geherinnen und Pilger gibt, die sich in Maar auf Schnitzeljagd zum Maximaum begeben. Trotz der Vielfalt sei man gemeinsam unterwegs, sagt Evelyn Etling. Denn das Eigene führe zum Austausch. Ohne Unterschiede gebe es kaum einen Grund, von sich zu erzählen und anderen zuzuhören. Die unterschiedlichen Routen seien ein Beitrag zum Zusammenhalt.
Der Weg im Ort ist ein Weg der Begegnung. Dort ist gegeben, dass ich immer jemandem treffe, ob jung ob alt. So können Gespräche entstehen. Schon das ist eine Bereicherung. Das Gefühl der Gemeinschaft ist auf solch einem Weg vorhanden: dass ich Leuten begegne und von Auge zu Auge spreche.
Evelyn Etling von der Evangelischen Kirchengemeinde Maar in Lauterbach jetzt in der ARD-Aidiothek als Podcast hören