Franken

Vom Vorsprung der Suchenden

 
Ein Kardinalfehler bei Inspirationen, Predigten oder Hilfestellungen aller Art: Wenn Ratgebende viele kluge Sachen empfehlen, man sich aber bald schon ratlos fragt, ob die überdeutlich erkennbar Könnenden auch nur ein einziges Mal in ihrem Leben selbst nach Hilfe Ausschau gehalten haben. Oder so etwas wie Sehnsucht kennen. Man ist also mit Lichtgestalten konfrontiert, die die Stimmung verdüstern. Sie versuchen anderen aufzuhelfen, aber auf eine unangenehme, nämlich unantastbar wissende Weise. Dabei sind es doch oft die Suchenden, die einen Vorsprung haben, wenn es ums Inspirieren geht. Das trifft auf Marga Hartig und Heinz Linduschka aus Elsenfeld bei Aschaffenburg zu. Sie haben den Anstoß zum dortigen Rück-Besinnungsweg gegeben. Ihn stellt die Reportage im Rahmen der Sendung “Glauben – Zweifeln – Leben” auf BR2 vor. Ruth Geiersberger, Trägerin des Münchner Theaterpreises, ist die Sprecherin der Reportage, die in der ARD-Audiothek hörbar ist.

Nur Suchende inspirieren - Marga Hartig und Heinz Linduschka beim Interview für den BR - Foto von (c.) Georg Magirius

Unverkrampft

Der von Marga Hartig und Heinz Linduschka angeregte Rück-Besinnungsweg lässt sieben grundlegende menschliche Werte bedenken und erfahren. Im Interview für den BR räumen sie unverkrampft ein und wirken dabei höchst zufrieden: Auch zehn Jahre nach Eröffnung des Wegs suchen sie weiterhin Besinnung. Sie finden sie, indem sie den von ihnen initiierten Weg immer wieder einmal gehen.

Gelassen

Marga Hartig führt Gruppen auf dem Weg und durch die barocke Klosterkirche, die auf der Mitte der Route liegt. Im Innenhof des ehemaligen Klosters Himmelthal ist die Station Gelassenheit.

Wenn viele Menschen kommen, bin ich in Stress. Sie kommen von weither und es sind sehr interessierte Menschen. Da brauche ich schon manchmal ein bisschen die Gelassenheit. Ich gehe dann ein wenig laufen und setze mich auf die Bank der Gelassenheit und habe das Gefühl: Es hilft.

Marga Hartig im BR hören

Ruhe

An der Bank plätschert ein Brunnen. Daneben steht die von Helmut Brendel aus Amorbach bearbeitete Sandstein-Stele. Der Künstler, der auch als Chirurg arbeitet, hat den Stein im Wald gefunden und mit dem Meißel ein Gesicht freigelegt. Die Augen geschlossen, strahlt es Ruhe aus. Auch Heinz Linduschka nutzt den von ihm angeregten Rück-Besinnungsweg zur Inspiration und Selbst-Vergewisserung.

Ideal

Er hat 37 Jahre als Lehrer für Deutsch, Geschichte, Sozialkunde und Theater gearbeitet. Seit 15 Jahren leitet er Kreativkurse mit besonders begabten Jugendlichen, die von allen Gymnasien des Untermains kommen. Bei ihnen hat er erlebt, dass sie “sehr gut ein bisschen Bindung, Gemeinschaft, auch Ideale und Werte gebrauchen können und positiv darauf ansprechen.” Aber nicht nur mit Jugendlichen geht er den fünf Kilometer langen Weg. Wenn einstige Abiturienten 20, 30 oder 40 Jahre Abitur feiern, leitet er sie schon mal aus dem Schulhaus hinaus und macht sich mit ihnen auf den Weg. Dabei zeigt sich: Regelmäßiges Sich-Besinnen trimmt offenbar nicht nur die Seele, sondern genauso den Körper.

Ein tröstlicher Effekt für mich: Dass nach 30 oder 40 Jahren manche der Ehemaligen den Weg schwerer laufen als ich, das ist ganz schön in hohem Alter. Ansonsten merkt man: Die sprechen darauf an. Die lesen die Texte auf den Tafeln, die sind wichtig, weil es Anregungen sind, um sich auszutauschen.

Dr. Heinz Linduschka im Rundfunk hören

Dankbar

Aber auch die Skulpturen der Künstlerinnen und Künstler, zu denen Linduschka den Kontakt hergestellt hat, sprechen an. Nicht zuletzt ihn selbst. Seine Lieblingstation ist die Dankbarkeit.

Das ist die letzte Station oben am Berg. Der Blick ist so wunderschön, wenn man das Kunstwerk mit der mändernden Linie zwischen den Granitplatten sieht. Und schaut dann runter nach Rück und Schippach und sieht die Orte liegen. Ein wunderschönes Bild.

Heinz Linduschka auf Bayern2

Die Sendung hören

Die Sendung mit Dr. Heinz Linduschka und Marga Hartig, interviewt von Georg Magirius, lässt sich hier herunterladen. Die Redaktion hat Matthias Morgenroth, Regie und Musikauswahl: Sabine Kienhöfer, Sprecherin ist Ruth Geiersberger. Und das Produktionsmanagement liegt bei Gena Blich und Ingrid Schillinger.