Der Erholungstrick

Für eine gute Erholung brauche man nur das Gegenteil von dem zu tun, was viele als Entspannung ansehen. Das hat Redakteurin Ute Heuser-Ludwig im Hörfunksender ERF-Plus am 18. August gesagt. Der Erholungstrick bestehe nämlich darin, keine gewaltigen Reisen zu unternehmen. So sei sie kürzlich zum Wandern in Südtirol gewesen. Statt einer mehrtägigen Hüttentour hätten ihr Tagestouren und Halbtagestouren genügt. „Wenn es dann noch eine gute Jause gibt, bin ich glücklich.“ Vorraussetzung dafür sei kein Kaufrausch: „Ich habe inzwischen einen Wanderrucksack, auch Wanderstöcke und mittelgute Wanderschuhe, bin also nicht hochgerüstet.“

Im eigenen Tempo

Damit könne man erfahren, „dass dieses Gehen im eigenen Tempo in einer schönen Landschaft erholsam ist, beruhigend und belebend in einem.“ zu dieser Arz des Gehens passe der Wanderführer „Frankenfreude“ von Georg Magirius. Er rege zu Touren an, die in wenigen Stunden zu bewältigen seien. Außerdem habe das Buch ein ungewöhnliches Plus im Vergleich zu anderen Wanderführern.

Das Besondere im Gewöhnlichen

Das Wunderbare an diesem Führer ist, dass er nicht nur nüchterne Infos enthält, also wie lang sind die Wege, wo kann man einkehren, welche Burgen, welche Schlösser liegen am Weg, sondern es ist die Art, wie Georg Magirius, der ja auch Schriftsteller und Theologe ist, diese Orte beschreibt. Es hat Charme. Es gibt sehr viele Fotos mit Ausblicken und schönen Details. Einmal hat er ein Vogelhäuschen an einem Baum fotografiert – mit der Aufschrift: Katzen sind doof. Ein Hingucker. Das ist, was Magirius kann: Er sieht das Besondere im Gewöhnlichen.

Ute Heuser-Ludwig in ihrem Buchtipp “Ein poetischer Wanderführer” auf ERF-Plus hören

Der Erholungstrick in Extremform

Heuser-Ludwig arbeitet kontinuierlich für die Sendereihe „Lesezeichen“, die Sie als Ideengeberin auf den Weg gebracht hat. Dort werden aktuelle Bücher nicht nur vorgestellt, sondern sind im Original zu hören. Womöglich deshalb fügt sie dem Erholungstrick „Wenig Aufwand betreiben“ noch eine extreme Variante an. Das Extreme ist allerdings nichts Maximales, sondern eine Intensivierung des Wenigen. Das führt dann wiederum auf verblüffende Weise zu einer überhaupt nicht minmalen Erholung. Weniger kompliziert gesagt: Um Ruhe zu finden, müsse man noch nicht mal reisen. Stattdessen genüge es, zu Hause zu lesen und sich so zum Beispiel in den Ottenhausener Grund bei Schweinfurt zu begeben.

Ruhe ohne Ende

Das ist ein Ort im Grünen, der auch mit einem Dichter verbunden ist: Friedrich Rückert, über den dann einiges zu erfahren ist. Mir hat bereits die Einleitung zu diesem Wandertipp gefallen: “Eine Wiese mit üppigem Wald, dazu ein Wasserlauf. Viel Grün. Nirgends ein Haus, keine Straße ist zu sehen. Ist die Biegung der Wiese erreicht, folgt ein ähnlicher Blick. Und weiter geht es bis zur nächsten Biegung, die wiederum ein ähnliches Bild eröffnet. So geschieht das viele Male. Der extreme Grünfaktor des Ottenhausener Grunds führt allerdings zu keiner exaltierten Gefühlsaufwallung, sondern zum Gegenteil: in eine Ruhe ohne Ende.“ Ich finde, da kann man auch schon nur beim Lesen richtig gut entspannen.

Ute Heuser-Ludwig auf ERF-Plus

Den Erholungstrick hören

Der Beitrag von Ute Heuser-Ludwig vom 18. August 2023 lässt sich hier kostenfrei hören. Das Buch “Frankenfreude” ist unter dem Lektorat von Melanie Zeuß im Echter Verlag erschienen. Es ist broschiert, hat 144 Seiten und kostet 14 Euro. Die ISBN-Nummer lautet 978-3-429-05842-5. Weitere Informationen und sind hier.