Religion und Poesie

Was beim Beten geschieht

Was beim Beten geschieht, gleicht einem Weg in die Geborgenheit - Foto von Georg Magirius

Das Beten gleicht einer Expedition in eine Landschaft, in der man sich bei aller Weite geschützt fühlen kann. Das behauptet der Theologe und Schriftsteller Georg Magirius im Deutschlandfunk in der Sendung “Am Sonntagmorgen” am 16. Januar 2022, die Redaktion hat Frank-Michael Theuer. Die Sendung jetzt kostenfrei hören oder das Manuskript lesen. Gewiss haben Menschen zu allen Zeiten gebetet, in allen Kulturen, Ländern, Religionen, heißt es in der Sendung. Doch so sehr das Beten auch verbreitet sein mag: “Jedes Mal, wenn sich jemand zum unaussprechbar Lebendigen wendet, geschieht etwas, das nie zuvor gewesen ist”, sagt Magirius in seinem Essay “Vollkommene Geborgenheit – Was beim Beten geschieht. “Denn wer könnte vorher sagen, wie ein Gespräch verläuft – und dann auch noch mit Gott?” Für Magirius gleicht das Beten dem Eindringen in eine ausgedehnte Landschaft, in der man sich nicht verloren fühlt, sondern geschützt.

Zartheit statt Fortissimo

Die biblischen Gebete spricht Birgitta Assheuer. Über ihr Sprechen in Dialog mit einem großen Ochester hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung einmal geschrieben: “Selbst massive Fortissimo-Wogen des Radio-Sinfonie-Orchesters Frankfurt konnten im Funkhaus am Dornbusch die Zuhörer nicht stärker beeindrucken als die ruhige und zartfühlende Rezitation der Erzählerin Birgitta Assheuer.” Die Musik der Sendung stammt aus dem Concerto for Ursula, komponiert und dirigiert von Friedrich Gulda. Es tönt die Sängerin und Schlagzeugerin Ursula Anders. Außerdem sind die Philharmonische Streicher aus Berlin beteiligt. Aber auch Wayne Darling am Bass, Michale Honzak am Schlagzeug, Sepp Dreissinger an der Gitarre und Martin Haselbück an der Orgel.

Was beim Beten geschieht, ist ein Widerstand gegen jede Form der Enge, sagt Georg Magirius

Das Beten: Widerstand gegen jeden Form der Enge

Das Beten ist für Menschen, die die Welt vermessen, wenig wert. Selbst wenn manche besondere elektrische Impulse feststellen, kommt man seinem Charakter damit doch nicht auf die Spur. Auch führt das Beten zu keinem Muskelzuwachs, ist keine Disziplin bei den Olympischen Spielen. Wohl deshalb sagen manche: „Beten ist doch was für Schwache! Du wirst dabei nicht selbst tätig, sondern hoffst auf eine Macht, von der niemand genau sagen kann, was es mit ihr auf sich hat.“ Ich erlebe es anders: Das Beten ist ein Widerstand gegen jede Form der Enge. Ich bete, weil das Leben viel zu groß ist, als dass ich es für mich behalten könnte. Ohne zu Beten müsste ich das Leben krampfhaft minimieren. Aber indem ich mich an Gott wende, merke ich: Ich kann dem Leben seine Größe lassen. (Georg Magirius)

Was beim Beten geschieht

Die Sendung “Vollkommene Geborgenheit – Was beim Beten geschieht” am 16. Januar 2022 im Deutschlandfunk ist im Tonstudio der Heilspraxis in Frankfurt am Main produziert worden. Sie ist angeregt von dem Buch “Meine Bibel – Impulse fürs Hier und Jetzt”. Georg Magirius hat es im Coppenrath Verlag veröffentlicht. Es erscheint am 15. Februar 2022. Ursula Heeke hat es lektoriert. Außerdem stammen die Illustrationen von Marie zu Dohna. Es hat 160 Seiten, ist gebunden und kostet 14 Euro. Die ISBN-Nummer lautet 978-3-649-64106-3. Weitere Informationen, Leseprobe und Bestellmöglichkeit sind hier.