Liebesgeschichten

Liebesverschwörung in Bielefeld

Bielefeld - fotografiert von der Sparrenburg Foto Wikipedia

Es gibt kaum einen besseren Ort  für die Aufführung des Unbeweisbaren als Bielefeld. In der Reformierten Süsterkirche geht es am 29. April 2015 um das Thema aller Themen, dem sich die Harfenistin Bettina Linck und der Schriftsteller Georg Magirius widmen. Dabei lassen sie sich von der orientalischen Erzähllust der Bibel inspirieren. „Das gibt’s nicht!“, wenden Rationalisten ein, die allein an das glauben, was greifbar ist. Und konstatieren: “Liebesverschwörung in Bielefeld.” Sie meinen damit, dass nicht nur die Liebe, sondern auch Bielefeld nichts Reales sei.

Bielefeld: ein Phantom?

Seit den 1990er Jahren ist eine Aufklärungsinitiative am Werk, die am Beispiel einer angeblich weit über 300.000 Einwohner zählenden Stadt in Ostwestfalen belegen will, wie leicht Verschwörungstheorien funktionieren. Ihren Recherchen zufolge ist das Gerücht der Existenz Bielefelds von der CIA in Umlauf gebracht worden. Vermutlich weil sich dort, wo Leichtgläubige die Stadt vermuten, in Wahrheit der Eingang zum sagenumwobenen Reich Atlantis befinde. So lautet wenigstens eine These. Aber wenn es nur allein um Bielefeld ginge! Da ist nämlich auch noch die Lage Bielefelds am Teutoburger Wald, dessen Gehölz ebenfalls ein verwirrendes Gemisch aus Realität und Phantastik wachsen lässt. Inklusive der Varusschlacht ist das Mittelgebirge zwar von niemand Geringerem als dem römischen Historiker Tacitus bezeugt. Doch die Existenz des genauen Ortes, an dem Hermann die Römer geschlagen haben soll, ist bis heute nicht nachgewiesen.

Liebesverschwörung in Bielefeld - Bettina Linck sinnert an ihrer Harfe - Die Stadt Bielefeld, Geist Aschmodai, Teutoburger Wald, die Liebe - ist das aööes überhaupt real?

Geist Aschmodai – eine Ausrede?

Jene, die nun trotz Unbeweisbarkeit an der Realität Bielefelds festhalten, können vermutlich nachfühlen, was Sara dem biblischen Buch Tobit zufolge erlebt: „Das gibt’s nicht!“, sagen Freundinnen und Verwandte, als diese einmal mehr aus der Hochzeitsnacht als Witwe hervorgeht. „Das war Geist Aschmodai!“, beharrt sie, was ihre Umgebung zum Lachen bringt. Doch Sara bleibt dabei, es ist ein Gebet, ein hoffnungsvoll-verzweifelter Schwur, dass die Liebe eines Tages oder Nachts einen guten Anfang nehmen werde. An ihr, versichert sie, liege es jedenfalls nicht, dass die Männer kurzatmig seien und stets in einer der von ihr bislang erlebten sieben Hochzeitsnächten verendeten.

Musik: ein Gerücht?

Süsterkirche Bielefeld Schauplatz der Liebesverschwörung in Bielefeld Foto Wikipedia

Das poetisch durchflochtene Harfenkonzert wird vom Evangelischen Stadtkantorat unter Leitung der Kirchenmusikdirektorin Ruth M. Seiler veranstaltet. Und gleich wieder ist sie da, die Frage: Gibt’s das überhaupt? Musik!? Prosaisch Veranlagte sammeln CDs, messen die Länge von Notenhälsen oder führen Buch über die von ihnen verinnerlichten Mozartkugeln pro Jahr. Aber dass bereits ein Melodiefetzen einen Menschen von Grund auf verwandeln kann, das ist für sie ein Hirngespinst. „In und durch Musik, gesungen und gespielt, vermittelt sich das Evangelium“, heißt es hingegen in den Linien der Evangelischen Kirchenkreises Bielefeld, von denen sich der Veranstalter leiten lässt. Zudem stifte Musik Beziehungen. Doch auch das, was Beziehungen zugrunde liegt, ist ein umstrittenes Phänomen, womit wir wieder am Anfang sind. Denn was Menschen zusammenhält, lässt sich kaum dingfest machen.

Die Liebe: eine Realität?

Fassen wir also zusammen: Die Liebe, Bielefeld, Geist Aschmodai, Evangelium, der Teutoburger Wald, Musik – und dann auch noch ein über die Maßen vergnügter 8. Ehemann nach einer Hochzeitsnacht mit Sara? Ist das wirklich möglich, eine Realität? Oder doch eher gelogen, da nicht nachweisbar? Solches Fragen ist am 29. April in der Reformierten Süsterkirche ausdrücklich erlaubt. Reformiert bedeutet nämlich: ein kühler Kopf ist nicht das Verkehrteste im Leben und beim Glauben, Hoffen, Lieben. So wird die Konzertlesung in B., ob es nun auf welche Weise auch immer existiert oder auch nicht, in ein außergewöhnliches Finale münden. Dies wird Charismatiker und Zweifler, Skeptiker und Gefühlsmenschen, Verschwörungsgegner und Phantasten miteinander versöhnen. Denn ausgerechnet das extrem sketpische und unablässige Nachfragen des Thomas, so wird schon einmal vorab verraten, führt zum wohl rauschhaftesten Liebesbekenntnis, dass die Bibel kennt.

Liebesverschwörung in Bielefeld: Informationen zu Konzert und Buch

Cover des Buches von Georg Magirius "Traumhaft schlägt das Herz der Liebe"  - Motiv von Marc Chagall

Die der Liebesverschwörung nachgehende Konzertlesung trägt den Titel “Harfe, Hochzeitsnacht und 7 tote Ehemänner”. Die Konzertharfe spielt Bettina Linck. Ort der Veranstaltung ist die Reformierte Süsterkirche. Verantwortlich ist Kirchenmusikdirektorin Ruth M. Seiler vom Evangelischen Stadtkantorat. Der Abend ist initiiert von Pfarrer Karl-Christoph Flick und angeregt vom Buch “Traumhaft schlägt das Herz der Liebe – ein göttliches Geschenk”. Georg Magirius hat es im Echter Verlag veröffentlicht. Es hat viele farbige Abbildungen von Marc Chagall. Heribert Handwerk hat es übrigens lektoriert. Es kostet 14 Euro 90. Und die ISBN-Nummer lautet 978-3429035853. Weitere Informationen und Pressestimmen sind hier. Das Fotos von Bielefeld stammt aus (c) Wikipedia. Das Foto von der Süsterkirche von der (c) Ev.-reformierten Kirchengemeinde Bielefeld. Und die Harfenistein hat Annika Schulz fotografiert.