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Ist Gott weiblich?

Die Trinitätslehre spricht in Bezug auf Gott von Vater, Sohn und Heiliger Geist. Alles das ist Maskulinum. Der Theologe und Schriftsteller Georg Magirius aber hat sich auf die Suche nach dem femininen Gott gemacht. Das Forschungsergebnis ist hier, veröffentlicht in der Evangelischen Zeitung im Norden vom 26. Mai 2013. Und zwar in der Kolumne “Gefragt”, bei der Sven Kriszio die Redaktion hat. Georg Magirius beantwortet in der Kolumne auf Fragen zum Thema Glaube, Theologie, Bibel. In Folge 1 der Kolumne hießt es: Ist ein guter Duft gottgefällig?

Ist Gott weiblich?

Nein, nein, nein! So lautet die Antwort der Trinität, in der in Bezug auf Gott von Vater, Sohn und Heiliger Geist gesprochen wird. Alles männlich. Im Hebräischen ist das dem „Geist“ zugrundeliegende „ruach“ jedoch weiblich. Es kann auch Atem, Hauch und Wind bedeuten: All das ist feminin. Wieder auf eine andere Spur bringt das erste Gebot: Mach dir überhaupt kein Bild von Gott!, empfiehlt es. Juden sprechen daher den Gottesnamen erst gar nicht aus, zu geheimnisvoll ist der oder die oder das, worauf der Name verweist. Gott ist demnach weder männlich noch weiblich, orkanartig stark und zugleich unhörbar zart. Sein wehender Geist braucht die Bahnen der Geschlechtlichkeit nicht zu beachten.

Jesus – besonders männlich dank femininer Seiten?

Aber die Bibel kennt nicht nur Gebote, sondern ist auch poetisch und bildhaft. So spürt man Gott dann doch auch wieder in sprachlichen Bildern nach. Diese engen nicht ein, weil es viele Bilder sind. Gott wolle trösten, wie eine Mutter tröstet, heißt es zum Beispiel beim Propheten Jesaja. Am Anfang der Bibel wird erzählt, dass er den Menschen nach seinem Bilde schuf, als Mann und als Frau. Das lässt den Rückschluss zu: Gott lässt sich männlich und weiblich denken, ist beides zugleich und nichts ausschließlich. Aber Jesus? Der ist doch nun wirklich eindeutig männlich, lässt sich sagen. Geboren aber ist er von einer Frau, was laut Lukasevangelium an ihrer besonderen Beziehung zum Heiligen Geist (ursprünglich weiblich!) liegt. Diese Elternschaft ist so verwirrend, dass sich womöglich deshalb für Jesus viele Frauen begeisterten. Das bezeugt (schon wieder!) das Lukasevangelium. Ob Jesus auch deshalb so mitreißend war, weil er viele weibliche Eigenschaften hatte, was ihn am Ende besonders männlich machte, darüber kann sich jede und jeder beim Lesen der Evangelien ein eigenes Urteil bilden.