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Den Haushalt spielerisch erledigen

Den Haushalt spielerisch erledigen - Foto (c) StockSnap (Pixabay)

“Wir wolln euch kämpfen sehn!”, ist in deutschen Stadien zu hörem. wenn die eigene Mannschaft hinten liegt. Dann – aber am besten auch sonst in allen möglichen Situationen – sind deutsche Tugenden gefragt, heißt es: Härte, Disziplin, Ausdauer, Kampfkraft. Umso merkwürdiger, dass der Theologe und Schriftsteller Georg Magirius am 22. Juni 2025 sich ausgerechnet im Deutschlandfunk an den deutschen Tugenden vorbeitrickst und behauptet: „Man muss es spielerisch nehmen.“ Sogar der Haushalt lasse sich spielerisch erledigen. Für die Regie und den Ton des Beitrags verantwortlich ist Sabine Gluns. Die Redaktion hat Martin Vorländer. Schnitt und Musikauswahl liegen bei Georg Magirius, der den Beitrag spricht. Für das Produktionsmanagement ist Jutta Zimmermann verantwortlich.

Spielen macht menschlich

Worauf kann sich der Autor überhaupt berufen, wenn er Spielerisches fördern will? Kaum auf den Fußball, des Deutschen liebstes Kind, das – obwohl Kind – gar nicht spielen soll. Dafür aber auf einen Menschen aus einer Zeit, als des deutschen liebstes Kind noch nicht geboren war. Ja, tatsächlich! Es war einmal. Es gab, auch wenn kaum vorstellbar, einmal eine Zeit, als noch kein Fußball war. Damit fehlte auch das litaneiartige Einfordern deutscher Tugenden im Fußballstadion. Vielleicht deshalb sagte Friedrich Schiller damals: Der Mensch sei nur dann ganz Mensch, wenn er spielt.

Spielen befreit

Doch auch Philosoph Christoph Quarch, obgleich nach Erfindung des Fußballspiels und der Inthronisierung der deutschen Fußballkampfkultur geboren, ist dem Spielerischen zugetan. Denn es sorge für Glücksgefühle, „weil es eine Freiheitserfahrung ist. Wenn wir spielen, dann müssen wir keinen Profit machen, wir müssen nichts Nützliches tun. Das Spielen genügt sich selbst.“

Lust am Spiel

Noch erstaunlicher ist das Plädoyer der Schriftstellerin Gabriele Wohmann fürs Spielen. Sie hatte nichts übrig für Fußball und Stadien. Trotzdem denken viele bei ihr an Härte und Disziplin. Schließlich stammt das umfangreichste schriftstellerische Werk seit dem Krieg in Deutschland vermutlich von ihr. Außerdem werden ihre messerscharfen Beobachtungen und kantigen Sätze hervorgehoben. Doch von ihr stammt die Maxime, die der Titel der Sendung ist: „Man muss es spielerisch nehmen“. Denn ohne die Lust am Spiel hätte sie keine einzige ihrer insgesamt 651 veröffentlichten Erzählungen verfasst, vermutet sie.

“Hausfrau spielen”

Aber mehr noch emfpinde ich als Spiel, wenn ich mich als Hausfrau betätige. Da denke ich: Eigentlich spiele ich das bloß. Das bin gar nicht wirklich ich. Betten machen – der ganze lästige Kram, wenn man es als Spiel begreift, dann geht’s.

Gabriele Wohmann im Deutschlandfunk hören

Die Sendung hören

Die Sendung ist am 22. Juni von 8.35 – 8.50 Uhr im Deutschlandfunk zu hören. Nach der Ausstrahlung ist sie als Podcast kostenfrei abrufbar und nachlesbar. Das Foto stammt von StockSnap (Pixabay).