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Leicht begehbare Dramatik

Gut begehbare Wege empfiehlt die Pädagogin und Autorin Christel Sakalow in ihren beiden Büchern „Kurze Auszeit für Leib und Seele“. Sie stellen 70 Besinnungswege in Bayern vor. Leider führt aufgrund dieses Konzepts kein Weg durch die gewiss fulminanteste Landschaft Bayerns: die Alpen. Könnte man meinen. Doch während eines Interviews für den Sender Bayern2 macht sie deutlich: Selbst im Hochgebirge ist eine leicht begehbare Dramatik möglich, ein kurzer Besinnungsweg mit vollem Berg-Genuss und ohne Risiko, sagt Sakalow. Die Sendung auf Bayern 2 vom 4. Mai 2025 jetzt hier hören.
Wer teilt, kommt weit
Diese Hinein-Gehensweise ins Hochgebirge ist auf dem Besinnungsweg „Gedanken bergauf“ bei Garmisch-Partenkirchen möglich. Der Trick: Wer teilt, kommt weit, überfordert sich nicht und kommt dennoch in die Höhe. Der vollständige Weg ist 12 Kilometer lang und mit 1300 Höhenmetern fordernd. Dank einer Teilstrecke und zweier Bergbahnen allerdings ist die kurze Auszeit machbar. „Ich habe dann nur vierhundert Meter Höhenunterschied, die ich notfalls noch mit einer dritten Bergbahn überwinden kann“, sagt Salakow. Sie ist das Teilstück mit einer Freundin gegangen, die nach einer Coronaerkrankung noch nicht wieder ganz bei Kräften war.
Wir haben oben angefangen an der Alpspitze. Dieser Weg hat eine grandiose Wegführung, man ist mitten in den hohen Bergen, karstig, felsig, weit weg vom gewohnten Blick. Man sieht kein Grün mehr. Wir sind schon oberhalb der Baumgrenze, wo man mit der Bergbahn rauskommt. Dann erreicht man die Station mit dem Gipfelkreuz, das den Schutz Gottes symbolisieren soll. Es geht dann abwärts, immer wieder sind da Schilder, die nicht alle religiös sind. Sie weisen einfach mal darauf hin, dass ein Tag in der Woche ein Ruhetag sein sollte. Dann läuft man auf die Alm, kann da einkehren, wenn man möchte, irgendwelche Würschtl mit Kraut oder Kaiserschmarrn gibt’s.
Christel Sakalow auf Bayern 2 hören
Kurze Auszeit im Amphitheater
Eine leicht begehbare Dramatik ermöglichen aber nicht nur die Alpen. Sie ist auch auf Kreuzwegen erfahrbar, von denen die Autorin einige in ihre Wanderbücher aufgenommen hat. Es ist eine Besinnungsform, die jahrhunderte alt ist. Jedoch stellt Christel Sakalow Kreuzwege vor, die Traditionelles auf ganz neue Weise lebendig werden lassen. Zum Beispiel in einer der gewiss unbekanntestes Landschaften Bayerns: den Haßbergen.
Breitbrunn hat mich sehr fasziniert, weil die Kreuzwegstationen von der Künstlerin Steff Bauer in einer einzigartigen Weise gestaltet sind. Und zwar nicht nur gestaltet, sondern interpretiert. Ich habe selten so viel Ausdruck an Gefühl an einer steinernen Skulptur gesehen. Wie sie das geschafft hat, die weinenden Frauen darzustellen! Oder auch die Härte des Soldaten, der Jesus schlägt. Wie sie das mit einer Brutalität zeigt, das ist ungeheuer. Und die Kreuzigung hat sie ganz groß angelegt, dass man wie in einem Amphitheater als Zuschauer oben am Rand steht und runterschaut auf Jesus, der schon auf dem Kreuz liegt, das dann aufgerichtet werden soll – auch eine ganz tolle Art und Weise, den Weg-Geher als Zuschauer ins Geschehen treinzuholen, die dadurch gegenwärtug wird. Der schaut jetzt zu, wie Jesus gekreuzigt wird.
Christel Sakalow in der ARD hören
Die Sendung als Podcast
Die Sendung über Meditationswege in Bayern” vom Mai 2025 jetzt als Podcast hören. Die Redaktion hat Dr. Matthias Morgenroth, die Regie Sabine Kienhöfer und das Produktionsmanagement liegt bei Gena Blich und Ingrid Schillinger. Ees spricht Rjth Geiersberger.