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Keine Brötchen von der Brotfabrik

Keine Brötchen von der Brotfabrik - Detail eines Vollkornbrotes der Frankfurter Bäckerei Schwarzer Ritter

Die Fastenzeit hat begonnen. Georg Magirius will auf den Geschmack der Brotfabriken verzichten, schreibt er im Evangelischen Frankfurt vom 18. Februar 2015. Stattdessen wird er kleine Bäckerein suchen.  Die Redaktion des Beitrags “Keine Brötchen von der Brotfabrik” hat Antje Schrupp.

Der Beitrag “Keine Brötchen von der Brotfabrik”

Nirgendwo sonst werden so viel Brot und Brötchen verspeist wie in Deutschland, sagen Statistiken. Doch der gute Geschmack hat es nicht leicht, kleine Bäckereien verchwinden. Da kommt die Fastenzeit gerade recht: Verzicht! Statt Ware aus Fabriken, Ketten, Backstationen zu kaufen, werde ich kleine Bäckereien suchen. Vor einem Jahr hatte ich die Bäckerei Gehlfuß in der Eckenheimer Landstraße entdeckt. Und ein Laugengebäck, das auf befreiende Weise gestrig schmeckte: Jede Brezel ein Original, die ließ sich auch am nächsten Tag noch essen. Da machte der Laden auch schon zu. Eine kleine Bäckerei würde sich kaum noch lohnen, hieß es.

Es schmeckt nach Pappe

1975 habe die Frankfurter Innung 300 Bäckereien gehabt, war in der Zeitung zu lesen. Heute seien es 20. Die Zahl der Aufbackfilialen also wächst. Sie lassen sich in Fußgängerzonen im Abstand von drei nicht einmal sonderlich langsam ausgeführten Kaubewegungen passieren. Aufbacköfen finden sich in Lebensmittelmärkten. Und selbst dort, wo PKW und LKW Kraftstoff schlucken, wird den oft bundesweit genormten Teigrohlingen eingeheizt. Die fast noch heiße Brezel, die man in Bahnhöfen kaufen kann, zerfließt gleichsam im Mund. Wer das Flechtwerk aber nur einige Minuten in der Tüte lässt, bemerkt: Es schmeckt nach Pappe.

Nur wer widerspricht, kann einen Ausweg finden

„Was kommt noch dazu?“, fragt die Verkäuferin an der Backstation im Supermarkt. Sie will nicht wissen, ob noch etwas gewünscht wird, sondern was ich zusätzlich, als nächstes haben will. Höflich betrachtet müsste ich die Regale leer kaufen, ehe die Frage verstummen kann: „Was kommt noch dazu?“ Bis dahin allerdings hätte der Aufbackofen längst schon wieder neue Ware ausgespuckt. Die Frage ähnelt einem Symbol: Nur wer widerspricht, wird nicht unter einem Berg an Frische begraben, die kurz nach dem Backen an Altpapier denken lässt. Aber wo sind denn die kleinen Bäckereien, die für einen langen Tag backen? Das ist mein Fastenplan: Ich werde weite Wege gehen, im Stadtplan die Orte markieren, wo die kleinen Bäckereien leben. Es ist gut losgegangen. Der Fastnachtsspaziergang aus dem Stadtwald den Sachsenhäuser Berg hinab hat mich fast direkt in die Arme des Schwarzen Ritters geführt. Von jetzt an gilt: Nie mehr Kreppel von der Kette! Außerdem berausche ich mich an einem Vollkornbrot. Es schmeckt nach Rebellion.