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Kircheneintritts-Welle in Willingen

Auf eine Kircheneintritts-Welle in Willingen hat Sabine Jäger vom Pilgerkirchenteam des Upländer Besinnungswegs in einem Gespräch mit dem Hessischen Rundfunk hingewiesen. Das Interview hat der Theologe und Journalist Georg Magirius geführt. Die Sendung über ungewöhnliche religiöse Bewgungen lässt sich jetzt bei podcast.de hier hören. „Religiöse Bewegung“ und „Eintrittwelle in die Kirche“ sind dabei im Wortsinn zu verstehen. Seit 16 Jahren nämlich treten überraschend viele Menschen über die Schwelle der Pilgerkirche in Schwalefeld, einem Wilinger Ortsteil. Sie bewegen sich zuvor oft zu Fuß dank des Upländer Besinnungswegs auf die Kirche zu.

Das Ziel ist das Ziel
Natürlich ist der Weg das Ziel. Aber wenn ich dann wirklich noch ein Ziel habe, spricht das mehr an. Und eine Kirche ist ein tolles Ziel. Oder wenn da irgendetwas ist, wo ich ankommen und mich überraschen lassen kann. Denn viele wissen nicht, was sie hier in der Kirche erwartet. Aber sie haben schon mal davon gelesen, dass da etwas ist. Das ist ein größerer Anreiz als nur durch die Gegend zu laufen.
Sabine Jäger vom Pilgerkircheneam im HR jetzt auf Podcast.de hören

Bewegung in der Kirche
Im Gotteshaus setzen sich die Eingetreten dann nicht unbedingt, sondern bewegen sich noch weiter. Sie folgen einem mit Holzschnitzeln im Raum ausgelegten Pilgerweg. Dabei stecken sie persönliche Worte in eine Klagemauer, zünden eine Kerze an oder legen ein Rosenblatt auf eine Wasserfläche. Die Stationen entsprechen den Elementen des Gottesdienstes. “Es ist aber ein Gottesdienst in persönlicher Form”, sagt Jäger. “Man kann so lange und so intensiv wie man will an einer Station bleiben.”
Vom Wandertag zur Kircheneintritts-Welle
Gedacht war der Pilgerweg als „kleines Angebot der evangelischen Kirche“ für den Deutschen Wandertag 2009 in Willingen, erinnert sich Jäger. Doch schon zwei Tage vor der offiziellen Eröffnung sei der Parkplatz vor der Kirche voll mit Menschen gewesen, sagt sie, die in Sichtweite wohnt und auch wegen ihrer Küsterdienste bis zu drei Mal am Tag in der Kirche ist. Wegen des großen Zuspruchs wurde das kleine Angebot dann um vier Wochen verlängert. „Daraus sind jetzt 16 Jahre geworden.“
Wir haben ein Buch ausliegen, in das viele reinschreiben. Da lesen wir, dass viele gar nichts mehr mit Kirche zu tun hatten, aber durch eine Situation im Leben oder durch diese zufällige Begegnung mit der Kirche hier auf einmal einen anderen Zugang finden – wieder zum Glauben ist vielleicht etwas zu viel gesagt, aber dass sie diesen Abstand ein bisschen verlieren.
Sabine Jäger aus Schwalefeld jetzt in der Sendereihe Camino in der hr2-Audiothek hören

Gründe für die Kircheneintritts-Welle
Was aber genau ist der Grund dafür, dass so viele in die Kirche von Schwalefeld eintreten? Dass die Seele Aufmerksamkeit erfährt, man sie „in die Sonne halten darf“, sagt Pfarrerin Katrin Schröter. Sabine Jäger nennt noch etwas, das lockt. Es klingt so überraschend einfach, dass es vielleicht schon wieder zu den anspruchvollsten und verführerischsten Dingen gehört, die einem Menschen widerfahren können. Das es auszuhalten gilt und zugleich in geahnte Sphären lockt. Worum es geht, verraten die 19 Sekunden jedem, der das folgende Audio anklickt: