Franken, Neues Leben
Wo die Seele wieder leicht wird

Die Eremitage in Bayreuth bietet Plätze, die wunderbar für Augen und Ohren sind. Wo man aufatmet und die Seele wieder leicht wird. Das hat die Autorin und Wanderpädagogin Christel Sakalow während der Recherche für die ARD-Sendereihe “Religion – Die Dokumentation” gesagt. Für den Hofgarten Eremitage hat Sakalow einen Meditationsweg ersonnen, den sie in ihr von Melanie Zeuß lektoriertes Buch „Kurze Auszeiten für die Seele – Besinnungswege in Franken“ aufgenommen hat, den Franziskusweg. Er lehnt sich an den Sonnengesang von Franz von Assisi an.
Schule der Konzentration
Darin lobt Franz Gott für Sonne, Sterne, Mond, Wasser, Wind, Feuer, Erde, Frieden, nennt sie Schwester und Bruder. Jedem der Geschwister hat Sakalow einen Ort im Park zugewiesen: Bruder Wasser die Wasserspiele, Mond und Sterne einen kleinen Tempel mit goldenen Steinen. Wichtig sind auch die Wege zwischen den Stationen, die zu einer Schule der Konzentration werden.

Wir gehen einen Laubengang, der sehr alt ist, Sie sehen es an den zurechtgestutzten Bäumen. Er ist planerisch auch so konzipiert. Denn wir laufen – sehen Sie das? – auf dieses weiße Kreuz zu. Es ist nur eine Tür vom Sonnentempel, die man aber von hier aus anders sieht. Die Markgräfin Wilhelmine von Bayereuth hat alles mit geplant, es nicht anderen Leuten überlassen, wie der Park gestaltet wird. Sie hat sich viele eigene Gedanken gemacht, war ein sehr kreativer Mensch. Ich denke, dass es Absicht gewesen sein könnte, diesen langen Gang als einen Weg auf dieses Kreuz hin zu erleben.
Christel Sakalow hören
Der Sonnentempel
Der Schwester Sonne hat Sakalow den Sonnentempel zugeordnet. Auf ihm die Pferde der Quadriga, die mit einer unbändig wirkenden Kraft das Licht zur Welt bringen. Die Station ist ihr wichtig, denn: „Ich bin schon eher ein Sonnenmensch.“

Die Kraft der Elemente
Man dürfe aber nicht verschweigen, dass alle Elemente eine dunkle und gefährliche Seite haben. Franz von Assisi hebe in seinem Sonnengesang die positive Seite hervor: wofür der Mensch voller Überschwang danken könne. Wenn Sakalow den Weg mit anderen geht, betont sie deshalb auch die heilsame Kraft der Elemente. Das geht frelich nicht durch Anhäufen von Fakten.
Wichtig ist die Verbindung von Text, Nachdenken und Zuspruch. Dass man die Sonne sieht und sich bewusst wird: Was macht sie? Was spielt sie für eine Rolle in meinem Leben? Was bedeutet die Sonne für mich? Und das Gehen ist wichtig. Es tut gut, dass man miteinander einen Weg geht, innehält, über etwas nachdenkt und sich austauscht. Es bereichert, dass nicht jeder die gleiche Empfindung hat und sie mit anderen teilt. Ich sehe Neues, verlasse übliche Gedankenbahnen.
Christel Sakalow in einer BR-Sendung über die Eremitage hören

Zur Seite treten
Auf dem Franziskusweg tritt die Autorin in der Eremitage auch im Wortsinn aus üblichen Bahnen heraus. Denn sie regt an, immer wieder einmal ein Stück zur Seite zu treten und eine neue Perspektive zu gewinnen. So ist nicht vom angelegten Weg, sondern von der Wiese aus der schönste Blick auf die Brücke möglich, die über den Spiegelweiher führt. Die Brücke steht für Versöhnung.
Da sind die Teilnehmerinnen überrascht und sagen: Ich laufe da immer so vorbei. Aber sich bewusst hier hinzustellen, mit dem Blick zu dieser Brücke und diesem wunderbaren Spiegelweiher, das ist einfach ein schöner Platz zum Stehen, Anschauen und um darüber nachzudenken, was es heißt, aufeinander zuzugehen.
Christel Sakalow hören
Die Sendung über die Eremitage hören
Die Sendung über die Eremitage in Bayreuth vom Mai 2025 ist in der ARD-Auduothek hier anhörbar. Die Redaktion hat Dr. Matthias Morgenroth, die Regie Sabine Kienhöfer, Sprecherin ist Ruth Geiersberger und das Produktionsmanagement liegt bei Gena Blich und Ingrid Schillinger.