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Singen ist Therapie

Kind mit großem, offenen Mund - Singen ist Therapie

Das Singen ist nicht nur etwas für sonnige Gemüter, sondern kann in schweren Momenten Kraft verleihen. Singen ist Therapie, schreibt die Redakteurin Stefanie Bock in ihrem Beitrag “Aus dem tiefsten Punkt ein Schrei” in der Evangelischen Sonntagszeitung vom 8. November 2015. Die umfassende Bedeutung des Singens zeige sich daran, dass Umkehr und Buße wichtige Themen in vielen Kirchenliedern seien. Nicht zuletzt in Liedern des vielleicht bekanntesten deutschsprachigen evangelischen Liederdichters Paul Gerhardt. Anders sieht dies Clemens Bittlinger: “Reue ist ein sehr persönliches Thema. Wenn man Fehler eingesteht, dann macht man weit auf”, sagt der bekannte Liedermacher. Den meisten sei das Thema aber zu privat. In einem Konzert sei dafür jedenfalls kaum Raum. Zwar gehe es in seinen Liedern schon einmal um Scham. Allerdings handle es sich dann nicht um wirkliche Buße, also nicht um Reue mit echten Komsequenzen, um eine wahrhafte Umkehr.

Singen ist Therapie: Befreiend krumme Töne

In Gottesdiensten, die ja öffentlich seien, gebe es indessen feste Momente, Sünden nicht nur privat vor Gott zu bringen, schreibt Stefanie Bock. Man spricht sie in den Fürbitten, singt sie im Sündenbekenntnis “Herr erbarme dich”. Ein Reigen unzähliger Psalmen und Kirchenlieder greife dies auf. Allen voran die Bußpsalmen, eine Sammlung von sieben Psalmen, die das Bekenntnis von Schuld zum Thema haben. Der Theologe und Schrifsteller Georg Magirius, der vielfach zu den Psalmen veröffentlicht hat, hebt ein Vers aus dem 51. Psalm hervor: “Ein geängstet und zerschlagen Herz wirst du, Gott, nicht verachten”. Diesen Seelenzustand kenne vermutlich jeder, nur werde es so gut wie nirgendwo laut eingestanden: “Wann darf man schon mal sagen, dass etwas nicht stimmt?” Stattdessen wolle man sich möglichst immer glanzvoll präsentieren und Schwächen in Stärken umdeuten. Beim Singen von Psalmen aber werde das vermeintlich Unmögliche möglich. Man benenne dann nämlich seine Schwäche – und das sogar laut und heftig. “Es ist befreiend, mal selbst einzugestehen: ich habe ein zerschlagen Herz. Das verleiht Größe”, sagt Georg Magirius.

Stärker als Worte sind Melodien

Eine Wandlung sei durch das Singen immer möglich, sagt Eugen Eckert, Liederdichter und Sänger der Band Habakuk. “Ich weiß als Christ, dass ich Fehler habe, mehr Schatten als Licht verbreite.” Aber gleichzeitig wisse ein Christ, dass Gott verzeiht. Ein gutes Kirchenlied biete für den Theologen immer einen Ausweg an. Der therapeutische Ansatz, nennt er das. “Es geht ganz klar darum, den Strohhalm zu packen, den Dreh zu bekommen, Mut zu machen”. Wenn ich umkehre, dann verzeiht mir Gott. Es gilt also nach Eckert tatsächlich: Singen ist Therapie. Für die heilende Wirkung von Liedern sei die Melodie dabei gar nicht hoch genug einzuschätzen. Denn Gesagtes wirke allenfalls  buchstückhaft nach. “Lieder sind aber da, ich kann sie immer wieder hören. Die Melodie ist sogar oft in mir, ich kann sie abrufen, wann immer ich sie brauche.”

Singen ist Therapie: Informationen zum Buch “Gesänge der Leidenschaft”

Gesänge der Leidenschaft - Buchcover von Marc Chagall

Georg Magirius hat das Buch “Gesänge der Leidenschaft – Die befreiende Kraft der Psalmen” im Claudius Verlag veröffentlicht. Es hat 160 Seiten und kostet 12 Euro 90. Heide Warkentin und Dr. Dietrich Voorgang haben es übrigens lektoriert. Und die ISBN-Nummer lautet 978-3-532-62467-8. Weitere Informationen und Pressestimmen sind hier.