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Gartentipps aus der Antike

Gartentipps aus der Antike: Wie gelingt der Kopfsalat? - Blick aus der Vogelperspektive auf Park

Wem die Hektik in den Städten zu viel wird, kann beim Gartenenthusiasten Horaz aus dem 1. Jahrhundert vor Christus Ruhe finden. Er wollte sich in den Städten nicht hin- und herschieben lassen. Darauf weist Georg Magirius in der Evangelischen Zeitung vom 29. Juni 2014 hin. In dem Beitrag reicht er außerdem Gartentipps aus der Antike weiter. Denn es habe damals Bücher mit Tipps gegeben. Zum Beispiel: Wie gelingt der Kopfsalat? Antwort im Beitrag “Der Mensch ist von Natur aus Gärtner“. Die Redaktion hat Sven Kriszio.

Der Beitrag “Der Mensch ist von Natur aus Gärtner” mit Gartentipps aus der Antike

Gärten in der Antike dienen dem Genuss. Freilich sind sie auch nützlich und können gehörig Arbeit machen. Zuweilen aber ist es gerade die Gartenarbeit, die glücklich macht. So schreibt der römische Dichter Horaz im 1. Jahrhundert vor Christus: „Ich bin glücklich, wenn ich auf dem Land bin, wenn es selbstangebauten Kohl mit Speck zum Essen gibt und ich nach Tisch ein Mittagsschläfchen auf der Wiese halten kann. Nachmittags mache ich mich dann im Garten zu schaffen. Zwar lächeln die Nachbarn, wenn sie sehen, wie ich Beete umgrabe und Feldsteine aushebe, aber das stört mich nicht. Mir macht diese Arbeit mehr Freude, als mich im Großstadtgedränge hin- und herschieben zu lassen.”

Unter dem Garten der Antike darf man sich jedoch kein naturnahes Gebilde vorstellen, zumindest nicht zur Zeit der Pharaonen im Alten Ägypten. Die Natur galt als wild, die Gärten hatte man ihr abzutrotzen. Sie wurden eingefriedet, um wilde Tiere fern zu halten. Aus dieser Verteidigungshaltung gegenüber der Natur ist auch der Grundriss der Parks erklärbar, der streng geometrisch gehalten ist. Bäume und Sträucher sind in Reihe gesetzt. Allerdings wollte man die feindliche Natur nicht besiegen, sondern veredeln. Das zeigt sich an einer auch heute noch nicht gerade unbeliebten Pflanze, über die der Landschaftsarchitekt Günter Mader sagt: „Der Weinstock hatte die Menschen wie kein anderes Gewächs gelehrt, dass die Natur zu ihrer vollen Entfaltung der pflegenden Hand des Gärtners bedarf.“

Die hängenden Gärten der Semiramis

Bäume wurden in Ägypten religiös verehrt, aber auch in Assyrien, wo der Baumkult eine Blütezeit erlebte. Paläste und Tempel wurden auf Hügeln errichtet und reihenweise mit Bäumen bepflanzt. Sie geben auch den Hängenden Gärten der Semiramis ihr typisches Gepräge, das zu den sieben Weltwundern der Antike gehört. Sie wuchsen auf den Dächern der terrassenförmigen Anlage. Allerdings sind weder Ort noch Existenz des Wunders gesichert. Quellen gibt es nur aus zweiter Hand. Bei Diodorus Siculus um etwa 50 v. Chr. heißt es: „Der Park erstreckte sich auf jeder Seite über 120 Meter, und da der Aufgang zu dem Garten hangartig geneigt war und die einzelnen Teile des Bauwerkes stufenartig voneinander abgesetzt waren, glich das Ganze in seinem Erscheinungsbild einem Theater.“

Bewässerung mit archimedischer Schraube

Jüngst hat die Keilschriftexpertin Stephanie Dalley von der University of Oxford Belege für die Existenz dieser Gärten gebracht. Sie seien der Palastgarten des assyrischen Königs Sanherib gewesen, der im 7. Jahrhundert und damit etwa 100 Jahre vor dem babylonischen König Nebukadnezar II. gelebt hat, dem die Anlage der Legende nach zugeschrieben wird. Laut Dalley ist der Palastgarten in Ninive am Tigris mittels einer archimedischen Schraube bewässert worden. Hinweise gäben Inschriften auf einem achteckigen Stein aus dem Palast des Sanherib. Dazu treten Satellitenaufnahmen der Umgebung des Palastes, die ein imposantes System von Bewässerungskanälen sichtbar gemacht haben.

Wie wichtig Wasser in der Antike war, zeigt außerdem der Garten Eden. Laut der Genesis, dem ersten Buch der jüdischen Tora, entsprang ihm der Fluss Pischon, der sich in vier Ströme aufteilte. Auch Eden ist eingefriedet, beherbergt prachtvolle Bäume mit schmackhaften Früchten, darunter den Baum der Erkenntnis und den Baum des Lebens. Der Mensch hatte die Aufgabe, den Garten zu bebauen und zu bewahren, sein ursprünglicher Beruf sei also der des Gärtners gewesen. Die Versuche, diesen Garten zu orten, sind Legion. Sie scheitern, weil es sich um einen Mythos handelt, der kein historisch Ereignis beschreiben, sondern eine zeitübergreifende Aussage über den Menschen machen will.

Gartentipps aus der Antike: So gelingt der Kopfsalat

Wirklich existiert aber haben die „Heiligen Haine“ in Griechenland. Sie waren einer Gottheit geweiht und befanden sich in einer schattigen Lichtung mit Quelle, Teich oder Bachlauf. Brunnen spendeten heilendes Wasser. Philosophen wie Platon oder Sokrates erkannten, wie erfrischend ein solcher Ort für tiefsinnige Gespräche ist. Den praktischen Nutzen des Gartens hatte man in der römischen Gesellschaft im Blick. Für die Staatsämter wurde keinerlei Gehalt bezahlt, also hatte das Gut auf dem Land Ertrag zu bringen, wie die Klassische Philologin Marion Giebel eindrücklich darstellt. Es habe sogar Gartenbücher gegeben.

Der Autor Columella liest dabei denen die Leviten, die das Gärtnern aufgeben wollen und sagen: „Bei mir wächst eh‘ nichts!“ Kein Wunder, meint er, wenn sie die Hände lieber im Zirkus und im Theater als im Garten rühren. Bei Columella finden sich auch konkrete Tipps für den Gemüseanbau. Damit etwa der Kopfsalat nicht zu schnell aufschießt, soll in der Mitte der Pflanze eine kleine Tonscherbe aufgelegt werden. So gehe die Salatpflanze in die Breite und bilde schöne Köpfe.

Wie sich Genuss und Nutzen des antiken Gartens in Rom ergänzten, zeigt die Verwendung von Blumen. Bei Gastmählern erhalten Gäste Kränze umgelegt, meist aus Rosen. Sie hängen auch als Girlanden von der Decke herab. Mit Blütenblättern füllte man Duftkissen, die auch im Reisewagen ihre Dienste taten. Sie halfen, wenn einem beim Holpern und Schaukeln des Wagens übel wurde.