Biblisches

Wie man sich vor Kränkungen schützt

Es gibt winzige Verletzungen, die eine große Wirkung haben können. Wie soll man damit umgehen? Seelen-Sanitäter Georg Magirius über einen Schutzmantel, der Angriffe abwehrt, jedoch durchlässig ist für Zuwendung. Georg Magirisu hat den Beitrag “Wie man sich vor Kränkungen schützt” im Sonntagsgruß zum 8. Juli 2012 veröffentlicht, einer Zeitschrift im Gütersloher Verlagshaus. Die Redaktion hat Monika Hovell.

Der Beitrag “Wie man sich vor Kränkungen schützt”

Seit letztem Jahr zählt die Menschheit mehr als sieben Milliarden Exemplare. In dem wachsenden Weltgetümmel ist es natürlich nicht immer einfach selbstbewusst zu bleiben. Man muss schließlich nicht lange suchen, bis sich jemand findet, der bedeutender, glücklicher oder erfolgreicher als man selbst ist. „Du bist nun also auch Oma geworden“, hörte ich kürzlich, als ich an einem Gasthof vorbeispazierte, vor dem sich zwei Frauen nach dem Essen die Beine vertraten. „Ja! Es hat aber auch laaange auf sich warten lassen“, antwortete die gar nicht sonderlich alt wirkende Frau. Nur was ist eigentlich schon ein Enkelkind? Andere haben zwei – mindestens. Also gilt: Weiter wachsen, größer werden, wichtig werden, um möglichst viele Ahs und Ohs im Zusammenhang mit der eigenen Person zu ernten.

Bedeutung erlangen – das treibt selbst im kirchlichen Rahmen an, obwohl es dort offiziell kaum um irdische Ehren geht. Dennoch gelten dort Werte wie Wachstum und Erfolg oftmals gar nicht wenig. Zumindest wirken im evangelischen Bereich die offiziellen Lebensläufe von Dekanen, Pröpstinnen oder Bischöfen manchmal wie Ruhmesblätter: Die Zahl der Kinder ist beachtlich, die Gattin Juristin, der Ehemann Direktor oder Professor. Dass man zum Beispiel in zweiter Ehe lebt, wird auf dem Kampfplatz der Bedeutung besser nicht erwähnt, selbst wenn ein nicht so glatter Weg womöglich sogar viel glaubwürdiger sein kann.

Natürlich wird auch außerhalb der Kirche darauf geachtet, nicht ins Hintertreffen zu geraten. Selbst Günter Grass, der die nun wirklich nicht unbedeutende Auszeichnung des Literaturnobelpreises erhalten hat, fürchtet um die Kraft seines Rufs. So erinnerte er am Abend der Beerdigung von Christa Wolf daran: Die Kulturjournalisten hätten seiner Kollegin vor zwanzig Jahren übel mitgespielt! Aber nicht nur ihr, sondern übri-gens auch ihm. Weiterlesen